Geschichte der St. Hubertus Schützenbruderschaft Schophoven


Sinn und Aufgaben einer Schützenbruderschaft im allgemeinen unserer St. Hubertus Schützenbruderschaft im besonderen geben Beiträge in dieser "Geschichte" ausreichend Auskunft. Das 150-jährige Bestehen im Jahre 2002 war Anlass vertieft Rückschau zu halten bis in jene Zeit, da das Schützenwesen seinen Anfang nahm und Schützengesellschaften oder Schützenbruderschaften im wesentlichen andere Aufgaben hatten.

Sie entstanden wie H.Erpenbach im "Lexikon für Theologie und Kirche" (Band 9, Freiburg 1964) schreibt, "um 1300 in Flandern und breiteten sich rasch über den nordeuropäischen Raum aus. Sie waren freiwillige Vereinigungen der Bürger, die sich, gefördert durch die Obrigkeit, zwecks Wehrertüchtigung Schießübungen widmeten. Nach Sitte der Zeit waren sie zugleich kirchliche Bruderschaften, näherten sich den Zünften (Gilden), wurden bei Gefahr aufgeboten, verloren aber allmählich und mit der Reformation vollständig den kirchlichen Charakter, nahmen aber an kirchlichen Prozessionen teil. Ihre Glanzzeit war das 15./16. Jahrhundert mit pomphaftem Wettschießen.

Im dreißigjährigen Krieg und in der Folgezeit erlebten die Schützenbruderschaften einen Rückgang. Im 19. und 20. Jahrhundert entstanden neue Vereine, die nach dem 2. Weltkrieg auch Bruderschaften wurden. Die kirchlich orientierten Schützenbruderschaften schlossen sich 1928 zur "Erzbruderschaft" zusammen, die 1936 im dritten Reich aufgehoben wurde. 1950 wurde sie als "Zentralverband der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften e.V." neugegründet. Die Schützenbruderschaften setzen sich aus allen sozialen Ständen zusammen und bemühen sich um sozialen Ausgleich, karitative Aufgaben und Vertiefung des Glaubens. Der Zentralverband nennt sich seit 1965 "Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften e.V." und hat seinen Sitz in Köln. Er umfasst in 118 Bezirksverbänden ca. 1300 Schützenbruderschaften in den Diözesen Aachen, Essen, Köln, Münster, Paderborn und Trier und wurde 1978 als katholischer Verband nach dem Kirchenrecht anerkannt. Als älteste, dem Bund angehörige Schützenbruderschaft gilt die Aachener Karls Bruderschaft.

Die Schützenbruderschaften sind im Jülicher Land bodenständig und tief verbunden mit der Heimat und ihrem Schicksal in den vergangenen Jahrhunderten.. Die uralten Schützenfeste waren Volksfeste im wahrsten Sinne des Wortes. Alle taten mit, das ganze Dortf nahm teil, ja selbst der Fürst des Landes ging unter sein Volk und freute sich mit ihm am heiteren Treiben auf der Schützenwiese.

In dem 1933 erschienen Standardwerk "Die Rheinischen Schützengesellschaften" von Wilhelm Ewald schreibt dieser u.a., dass ehedem die Statuten oder "Ordnungen" der Schützengesellschaften vielfach von den Landesherren oder den Städten ausgestellt oder verliehen worden seien, was erkennen lasse, wie sehr diesen eine feste Organisation der Schützenverbände am Herzen gelegen habe. "Aus rein militärischen Gründen verfolgten nämlich die Landesherren die Entwicklung der Schützengilden mit dem größten Interesse. Sie förderten die Gesellschaften durch Schenkungen und durch die Verleihung von Privilegien der verschiedensten Art. Mit ihrem Namen und ihrer Autorität bürgten sie dafür das die bestehende, von ihnen gegebene oder bestätigte Verfassung nun auch wirklich eingehalten werden konnte. Die Satzungen der rheinischen Schützengesellschaften reichen in ihren ältesten Aufzeichnungen bis in den Anfang des 15. Jahrhunderts zurück.

Nach einer Urkunde soll es bereits unter Kaiser Rudolf von Habsburg (1273-1291) Schützen in Jülich und Umgebung gegeben haben; ferner heißt es, dass zur Sicherheit seines Landes 1597 der Herzog von Jülich in seinen Ämtern, Unterämtern und Dingstuhl eine eigene Bürgerwehr aufstellte. 1598 wird der Schultheiß des Dingstuhl Pier-Merken, zu welchem Schophoven gehöhrte, Theodorisch Friedrich Stickel, als Hauptmann der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Pier genannt. In den Jahren 1712-1713 wurden Musterungen der Schützen im Dingstuhl Pier-Merken durchgeführt.

Am 10.September 1715 waren für den Dingstuhl Pier-Merken Schützenmusterungen angesetzt, an welcher auch Schützen von Luchem, Lucherberg, Merken Schophoven und Stütgerloch teilnehmen mussten. Eine alte Urkunde, im Kreisarchiv Düren befindlich, besagt, dass am 23.Mai 1726 eine für den gleichen Dingstuhl verordnete Musterung durch den Grafen Freiherr von Metternich zu Müllenark stattfand. Solche Musterrungen fanden noch statt in den Jahren 1733-1762 in mehreren 2-und 3 Jahresabschnitten. Es wäre sicherlich falsch anzunehmen dass, wenn in den vorgenannten Schützen aus Schophoven gemustert wurden, daraus herzuleiten, dass zu dieser Zeit nun schon eine Schützengesellschaft in Schophoven bestanden hätte.

Die Gründung der St. Hubertus Schützenbruderschaft kann wohl im Jahre 1852 mit der Erhebung Schophovens zu einem selbstständigen Pfarr-Rektorat zusammenhängen. Die Schützenbruderschaften haben seit Ihrem Entstehen im Mittelalter bis zur Französischen Revolution manches durchstehen müssen. Nach der Französischen Revolution 1789 wurden sie mehr und mehr zu einem "geselligen Verein". Erst nachdem 1815 das Jülicher Land an die Krone Preußens gefallen war, lebte das Schützenleben wieder auf. So wurde die Vorgängerin unserer St. Hubertus Schützenbruderschaft als Schützengesellschaft Schophoven am 18. April 1852 gegründet.

Das Gründungsprotokoll sowie die vom Gemeinderat am 17.Mai des gleichen Jahres genehmigten Statuten, die mit entsprechender Polizeiordnung vom damaligen Bürgermeister Stein in Kraft gesetzt wurden, sind im Original noch im alten Schützenbuch vorhanden. Erster Schützenmeister wurde Joh. Jos.Kurth. In den ersten Jahren Jahren der Errichtung sind vermutlich Aufzeichnungen über die abgehaltenen Schützenfeste nicht gemacht worden, oder sind im Laufe der Jahre verloren gegangen.

Obschon das Jahr 1902 kalendermäßig das 50-jährige Jubelfest des Vereins war, wurde dieses bereits im Jahre 1901 gleichzeitig mit der Feier der Jahrhundertwende mit großem Pomp gefeiert, zu dessen Vorbereitung ein erweiterter Ausschuß bestellt wurde.
Im Jahre 1913 wurde durch ein Generalsversammlungsbeschluß eine neue Vereinsfahne angeschafft, die am Schützenfestsonntag feierlich geweiht wurde.
Begreiflicherweise wurden in den Kriegsjahren 1914-1918 keine Festlichkeiten veranstaltet, dies war auch 1919 noch nicht möglich; zwar hielt in diesem Jahr die Schützengesellschaft den traditionsgemäßen Festball ab, doch mußte wegen den Beschränkungen, die uns als den Krieg verlorene Nation auferlegt wurden, da auch der Gebrauch von Schußwaffen untersagt war, der Vogelschuß unterbleiben.

Der damalige Generalfeldmarschall Wilhelm Bongartz errang noch im Jahre 1939 die Königswürde und mußte dieses Amt bis 1949 infolge des Kriegsgeschehens für sich in Anspruch nehmen. Die Aufzeichnungen von 1928 bis 1948 sind durch Kriegseinwirkungen verloren gegangen. Durch die hinterlassenen Kriegsfolgen wurde bis 1949 kein Schützenfest gehalten, denn unser Dorf war zu 60% zerstört, und jeder hatte mit sich genüge zu tun und vorwiegend für Wohnung und Ernährung der Familie zu sorgen.
Durch den Fund der Fahne im Hause des Schützenbruders Matthias Reuter, dessen Mutter die Fahne in den Kriegsjahren aufbewahrt hatte, kam im Jahre 1947 bei verschiedenen Mitgliedern der Gedanke auf, das Schützenwesen wieder ins Leben zu rufen, um den Grundstein, den unsere Vorfahren 1852 gelegt hatten, als Erbe weiterhin zu fördern und zu pflegen. Am 14.-16.Mai 1949 wurde das erste Schützenfest nach dem Krig nach alter Tradition im Festzelt auf der Festwiese Schreyer an der Krauthausenerstraße gefeiert. Der Schützenkönig mußte 1949 noch durch Losentscheid ermittelt werden weil das Schießen durch die Militärregierung noch verboten war. Karl Langels konnte den langjährigen Schützenkönig Wilhelm Bongartz nach 10-jähriger Amtszeit ablösen.

Von 1949-1951 wurden die Uniformen für die Offiziere ausgeliehen, weil für die Anschaffung eigener Uniformen keine finanziellen Mittel zur Verfügung standen. Bei der 100-Jahr-Feier im Jahre 1952 konnten alle Offiziere in eigener Uniform antreten. Der von 1948-1974 gewählte Brudermeister, Arnold Reuter, legte sein Amt als 1. Brudermeister aus Gesundheitsgründen ab. Als Nachfolger wurde General Hubert Plum zum 1. Brudermeister gewählt. Auf Vorschlag von Hubert Plum wurde Arnold Reuter einstimmig zum Ehrenbrudermeister gewählt. Hubert Plum bekleidete dieses Amt von 1974-1993. Seit 1993 steht Erwin Kaulen den Schohovener Schützen vor. Die kommenden 25 Jahre waren geprägt von einer Vielzahl von Ereignissen. Getreu dem Motto "Aus alter Wurzel neue Kraft" stellte sich die St. Hubertus Schützenbruderschaft den neuen Herausvorderungen. Stellvertretend für alle Offiziere seien an dieser Stelle einmal die Generalfeldmarschälle und Generäle nach dem 2. Weltkrieg erwähnt:
Wilhelm Hintzen, Johann Lörken, Wilhelm Bongartz, Karl-Hubert Heinen, Hubert Plum und Josef Wirtz.

Auch die St.Hubertus Schützen haben erhebliche Nachwuchsprobleme. Leider hat man wie in vielen anderen Bruderschaften keine klassische Jungschützenabteilung mehr. In unserer heutigen Spiel-und Spaßgesellschaft haben diese Dinge wohl nicht mehr den von früher gekannten Stellenwert. Es mußten nun neue Wege gegangen werden. Seit 1995 veranstaltet die St.Hubertus Bruderschaft gemeinsam mit dem Tambourcorps 1925 Schophoven ein Zeltlager für Jugendliche von 6-16 Jahre. Dieses Zeltlager findet alljährlich eine Woche vor unserem Schützenfest auf dem Kirmesplatz statt. Für jedermann offen, dauert die Veranstaltung von Freitag bis Sonntag. Am Hubertuscamp nehmen heute bis zu 80 Kinder und Jugendliche teil.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die letzten Jahre innerhalb der Bruderschaft bewegte Jahre waren. Für die Zukunft sollte altbewährtes erhalten bleiben, natürlich ohne sich Erneuerungen zu verschließen. Zu einer altbewährten Tradition gehört vor allen Dingen, das jedes Jahr ein Schützenkönig die Bruderschaft vertritt. Als im Jahre 1999 kein Schützenkönig gefunden wurde, erklärten sich dankender Weise die meisten noch lebenden Könige nach dem 2. Weltkrieg bereit, mit Ihrem Gefolge den Königsball zu halten. Dies zu vermeiden sollte eins unserer Ziele sein. Gerade der Schützenkönig wird auch in Zukunft der erste Repräsentant der Bruderschaft sein.
Ferner gilt es, auf die vielseitigen Freizeitangebote unserer Zeit einzugehen. In nächster Zeit wird es immer schwieriger werden, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken.
Die in den letzten Jahren durchgeführten Ausflüge sollten auch weiterhin hierfür Akzente setzen. Aktive Vereinsarbeit wird stärker denn je gefragt sein.
Darüber hinaus wird der bevorstehende Braunkohletageabbau seinen Tribut fordern. Unsere Nachbarn aus Pier müssen dem Abbau weichen, und unser Heimatdorf wird unmittelbar tangiert werden.

In all diesen Fragen gilt es:

"Aus alter Wurzel neuer Kraft"

zu entwickeln.