Burg Müllenark

Das ehemalige Rittergut Müllenark hat eine sehr wechselvolle Geschichte. Schon in alten Chroniken wird das Gut erwähnt. In einer Niederschrift aus dem alten Dekanat Jülich vom Jahre 1670 heißt es u.a.:
"Pyrn, Merken und Kapelle Molenark unterstehen seit 874 den Klöstern Gerresheim bei Düsseldorf und St. Ursula in Köln".

Bereits im 12.Jahrhundert werden die Edelherren von Molenark als Besitzer des Gutes erwähnt, die dem bedeutendsten Adel der Umgebung angehörten. Im Jahre 1070 hieß das Gut Molenark, 1185 Mulinarken, 1188 Mulnarken. Unter Ark oder später Erk ist ein Wehr als Vorrichtung zum Anstauen des Wassers zu verstehen. Das frühere Wehr vor dem Müllenrad ist also gleich dem Ark an der Mühle und führte zu dem Namen Müllenark.

Müllenark sah viele Geschlechter und wurde öfters aufgeteilt. Vordem soll es aber im Laufe der Jahrhunderte durch Heirat, Erbschaft und Schenkungen eine derart große Ausdehnung seines Besitztums erfahren haben, daß die Burgen Müllenark und Hambach ein und derselben Familie angehört und durch einen Privat-oder Herrenweg in Verbindung gestanden haben.

Das Geschlecht derer von Müllenark zählte bereits früh zu den einflußreichsten Geschlechtern des Jülicher Landes. Von den Edelherren erscheint zuerst im 1129 ein Gerhard von Molenark. Dieser Gerhardu de Mulenarca wird mit Gerhardus de Juliaco bereits 1131 als Zeuge in einem Nutzungsrechtstreit zwischen der domina Irmendrada und Alverada de Cuoch aufgeführt. Am bekanntesten von ihnen ist der kölner Erzbischof Heinrich von Molenark (1225-1239). Er erhielt 1225 von König Heinrich VII., die Regalien und von Papst Honorius III., das Pallium.




Rittergut Burg Müllenark aus dem Jahre 1955
Die von Honnerbach erbaute Villa, rechts, ist nach dem Krieg wieder abgerissen worden


Obwohl die Burg mitten im Gebiet des Grafen von Jülich lag, war es kurkölnisches Lehen. Deshalb entspannten sich immer wieder die heftigsten Kämpfe zwischen Kurköln und Jülich. Die Ansprüche, welche die kurkölnische Kirche auf Müllenark machte, gründeten sich auf den Ankauf eines viertels des Allrods durch den Erzbischof Phillip von Heinsberg im Jahre 1185, das der Gattin des Heinrich von Burgitzheim, Luchardis gehörte. Der Graf von Jülich belagerte 1234 die Burg Molenark. Erzbischof Heinrich I. rückte mit einer Streitmacht zum Entsatz seines väterlichen Schlosses herbei und zwang den Grafen, die Belagerung aufzugeben. Was die Waffen und ein großes Aufgebot von Kriegern nicht erreicht hatten, brachte schließlich eine Heirat zustande. Die Nichte des Erzbischofs Heinrich von Molenark, Mathilde, vermählte sich mit dem Jülicher Grafen Walram, und der Bräutigam nahm das Schloß für sein Land in Besitz. Die kölnische Kirche schaltete sich ein und zwang die Jülicher, daß Schloß an Konrad von Molenark zurückzugeben. Aber erst nach dem Tode der Mathilde von Jülich sollte Konrad in den Besitz kommen. Im 14.Jahrhundert sind die Hoen (Hunekin) von Müllenark, nach dem Wappen eines Stammes mit den Hoen von Pesch und Hoen von Müllenark, ebenso dann die Bannritzer von Müllenark als jüliche Lehnsträger im Besitz der Burg. Diese Bannritzer scheinen ein Zweig der ersten Familie von Müllenark gewesen zu sein. Der Name Bannritzer war ein ehrender Beiname für den Träger, weil dieser als Bannritzer im Gefolge seines Lehnsherren ritt. Man verstand darunter einen begüterten Edlen, der das recht hatte, ein größeres ritterliches Gefolge unter eigenem Banner im Kampf anzuführen. Er war ein Bannherr. Man kann also annehmen, daß die Bannritzer von Molenark zum gleichen Adelsgeschlecht gehörten wie die ersten "von Molenark". Schon 1302 ist Johann Bannritzer von Muilenarken Besitzer der Burg. Nach dem Tod des letzten Bannritters von Müllenark 1419 teilten die Schwäger Dietrich von Langel und Johann von Eyenberg das Schloß und die Ländereien.

Durch Heirat mit Dietrichs Tochter im Jahre 1466 erhält Dietrich von Hanxler einen Teil des Rittergutes. Dessen Sohn Gotthard von Hanxler hat im Jahre 1531 die durch Heirat an Wilhelm von Wachendorf gekommenen Teile zurückgekauft, auch sonst hat er das Gut vergrößert und wahrscheinlich die ehemalige Hochburg mit dem Herrenhaus, dem Wachtürmche und dem Batterieturm zu einer wuchtigen Anlage ausbauen lassen. Er starb im Jahre 1558. Es folgte sein Sohn Heinrich von Mirbach. Als dieser im 30-jährigen Krieg stirbt, ohne Kinder zu hinterlassen, kam es zwischen den Mirbachs und den Erben der Witwe Heinrichs von Mirbach zum Streit. Der spanische Oberst von Ronvelli mischte sich in diese Angelegenheit ein und nahm im Verlauf des Streites den Mirbachs das Rittergut mit Gewalt weg, vertieb den Besitzer vom Schloß und ließ sich dort häuslich nieder. Zwei Jahrzehnte später erwarb ein Johann Wilhelm von Metternich das Gut. Johann Wilhelm ließ 1670 den wuchtigen Bau der Vorburg errichten. Über dem Torbogen wurde das von zwei Löwen gehaltene Ehewappen Metternich-Orsbeck angebracht. Der Nachfolger Johann Wilhelms war sein Sohn Karl Kaspar Hugo, Freiherr von Metternich, der am 15.Oktober 1663 in Pier getauft wurde. Er starb auf Müllenark am 8.Dezember 1738 und ist durch eine großzügige Stiftung aus dem Jahre 1721 bekannt geworden, aus deren Ertrag nicht nur das Gehalt des Geistlichen gezahlt, sondern auch alle sonstigen Auslagen der Kapelle zu Schophoven gedeckt werden sollten. Das Gut blieb über lange Zeit im Besitz des Geschlechtes der Metternich, obwohl es 1769 auf Beschluß des Reichskammergerichts wegen Verschuldung zum öffentlichen Verkauf angesetzt worden war. Zuletzt lebte dort Anna Maria von Metternich, die 1818 starb. Nach dem Tode von Anna von Metternich kam Müllenark an den Grafen von Villers-Masbourg. Das Herrenhaus wurde im 19. Jahrhundert von zwei Gräfinnen von Villers bewohnt. Rund einhundert Jahre war das Haus Müllenark im Besitz der Grafen von Villers-Masbourg. Dann kam es nach allmählichem Verfall zum Verkauf.

Im Jahre 1909 wurden die Gräflichen Güter versteigert und von dem Bohrunternehmer Honnerbach in Hamm gekauft. Dieser ließ im Jahre 1911 das baufällige Herrenhaus bis auf die Kellermauern niederreißen und in seiner letzteren Form als dreistöckige Villa mit Mansardendach wieder aufbauen. Honnerbach ließ eine Holzbrücke über die Rur schlagen und den zur Brücke führenden Privatweg bis zur Landstraße Jülich-Düren verlängern und ausbauen. Die jüdische Firma Gebrüder Nathan verkaufte 1910 Haus Pesch in Pier, das bis dahin zum Müllenarker Besitz gehörte, an den Landwirt Benhard Abschlag. 1914 erwarben die Eheleute Täter aus Lontzen Müllenark. Einige Landwirte von Schophoven und Pier erstanden einen kleineren Teil der ländereien Müllenarks. Verschiedene Ackerparzellen und Weideflächen sowie das gegenüberliegende Brauhaus kamen im Jahre 1914 gleichfalls zum Verkauf. Das Brauhaus mußte nach dem Krieg wegen Baufälligkeit niedergelegt werden. Neuer Eigentümer der Mühle wurde der Landwirt Cardaun aus Viehöven. Die Mühle hatte bereits öfters den Pächter gewechselt, ehe sie zum Verkauf kam. Im 18. Jahrhundert hatte die Mühle die Familie Clemens Kannengießer in ihrem Besitz. Die Eheleute Täter verkauften 1917 Müllenark an die Maklergesellschaft Eugen aus Nancy. Durch Kaufvertrag vom gleichen Tage ging der Besitz an die Firma Dürener Metallwerke über. Der neue Eigentümer ließ nach dem Krieg die Vorburg instandsetzen. Sämtliche Gebäude wurden mit neuen Dächern versehen und das gesamte Mauerwerk einer gründlichen Ausbesserung unterzogen. Die beiden Ecktürme der Westfront erhielten neue Hauben. Der große Innenhof der Vorburg wurde mit Pflastersteinen belegt. Auch erwarben die Metallwerke das alte Brauhaus, das früher zum Gutshof gehörte, von dem Landwirt Cardaun zurück und ließen diesem als Gegenleistung neben den Stallungen der Mühle eine neue Scheune bauen. Die Dürener Metallwerke veräußerten Haus Müllenark 1929 an den Gutsbesitzer Adolf Axer aus Wegberg. Dieser trat den Gutshof 1932 an die Erben Schagen aus Aachen ab, die den Wirtschaftsbetrieb zunächst verpachteten. 1951 wurde durch Kaufvertrag Josef Rolfes Besitzer von Müllenark der wiederum den Hof an die Fam. Lanckohr verpachtete. Durch Schenkung und Verkauf gelang das Gut an die Firma Rheinbraun AG.




Burg Müllenark mit Mühle und Wasserrad


Trotz der bewegten Zeiten, die das Gut Müllenark in den Wechselfällen einer Jahrhunderte alten Geschichte erlebte, kann man noch heute die Überreste der wehrhaften Burg erkennen. Von der mittelalterlichen Ritterromantik blieben noch alte Mauerreste, mit Gras bewachsene Wassergräben, der Batterieturm mit dem Verlies und der Schloßbrunnen. Während die baufällige Hochburg 1911 abgetragen wurde, konnte die 1670 errichtete große Vorburg mit ihren Wirtschaftsgebäuden in ihrer ursprünglichen Form bis auf den heutigen Tag erhalten bleiben.